Open Era —
Interview mit Gründer Max Frey

Im letzten Sommer habe ich bei der Modewoche in Berlin das neue deutsche Sportswearlabel Open Era kennengelernt. In Hamburg habe ich den Gründer Max Frey zum Interview getroffen.

Feine Herr: Wie würden Sie die Marke Open Era beschreiben? 

Max Frey: Open Era definiert sich über den Mix aus Altem mit Neuem. Die Inspiration kommt größtenteils von den Tennis-Styles der 60er, 70er und 80er-Jahre. Besonders inspiriert hat mich der Wimbledon-Style aus dieser Zeit. Also das Sportliche, aber auch das „Poshe“. Durch die Kombination mit modernen Elementen schaffen wir zeitlose Designs. Wir wollen keinem Trend hinterherlaufen. Ein Trend endet immer und das widerspricht nach meiner Auffassung der Beständigkeit, für die wir stehen. Bei uns geht es vielmehr um einzigartige Stoffe, Qualität und Nachhaltigkeit Die Kunden identifizieren sich mit dem Außergewöhnlichen, es soll aber dezent sein. Ich nenne unsere Look manchmal „stilvolle Extravaganz“. Im Mittelpunkt steht nicht die Exklusivität oder das Auffallen um jeden Preis, sondern der Kunde, der sich in diesen besonderen Kleidungsstücken wiederfindet und wohlfühlt.

Mir gefällt z. B. der Tennis-Pullover sehr gut, der ist auf den ersten Blick klassisch, beim zweiten Hinsehen erkennt man das asymmetrische Strickmuster.

Das ist typisch für uns. Wir bieten einen Mix aus klassisch und progressiv. Nicht nur im Bezug auf unsere Designs. Konservativ sind wir gerne, wenn es um Qualität, Verbindlichkeit und den Standard „made in Europe“ geht. Wir wollen aber auch nachhaltige und ethisch korrekte Fertigung. Mit unserer Kommunikation erzeugen wir gerne Stilbrüche. Wir sind nicht perfekt und stehen dazu.So stehen wir auch gar nicht so sehr für einen bestimmten Style, eher für einen Lebensansatz. Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern darum, fair und integer zu spielen. Wie früher in Wimbledon. Deshalb ist Open Era ein Antagonist der Fast Fashion Industrie.

Wie sind Sie auf die Idee für die Marke gekommen? 

Bei einem Glas Wein mit einem Freund entstand die Idee, die weißen Tennisbälle wieder zurück ins Spiel zu bringen. Wir wollen diese hochwertigen Bälle möglichst regional und nachhaltig produzieren und in einer authentischen Verpackung verkaufen. Um für den Markenaufbau den Zeitgeist einzufangen, suchten wir nach Fotos aus dieser Zeit. Als wir die Mode der 1960er bis hin zum Höhepunkt der Ära Björn Borg und McEnroe sahen, waren wir begeistert Wir dachten, dass es nicht so schwer sein kann, die Bälle auch mit Retro-Socken und Polos zu ergänzen. Was natürlich etwas blauäugig war und vielleicht auch ein bisschen typisch für zwei BWLer. Da wir da schon einen sehr hohen Anspruch an unsere Produkte hatten, hat es seine Zeit gedauert, bis unsere Capsule-Collection fertig war.

Wie sind Sie in die Mode gekommen?

Über die Tennisbälle. Sonst hatten wir damit nichts zu tun. Wir hatten aber großes Glück. Unser Agent für Produktion und Beschaffung, der selber Consultant im Bereich Nachhaltigkeit ist, hat uns an die Hand genommen und schrittweise an alle Prozesse herangeführt. Viele Leute haben an uns geglaubt und waren bereit, zu investieren. Über mehrere glückliche Fügungen konnten wir relativ schnell einen Fuß in den kanadischen Markt setzen und haben uns nach anfänglichen Erfolgen dann schließlich komplett auf Mode fokussiert.

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben? 

Ich trage viel Schwarz und setze Akzente mit einem ausgefalleneren Oberteil, oft sportlich-casual. In meinen eigenen vier Wänden auch gerne mal Lounge- oder Streetwear. Ich mag Stilbrüche, ich kombiniere z. B. gerne einen klassischen Mantel oder ein Jackett mit Sport-, Lounge- oder Streetwear. Das ist wieder die Kombination von Traditionellem und Modernem.

Was sind die drei Lieblingsteile aus Ihrer Kollektion und warum?

Erstens das Set aus Velvet-Corduroy Jacke und Hose. Da mag ich die samtige Haptik und die breiten Rippen des Stoffes. Das kann ich sehr vielfältig kombinieren. In dem Ecru kommt der „poshe“ Wimbledon-Gedanke sehr gut rüber, in Schwarz hat das gleiche Teil eine größere Schnittmenge zum Streetwear-Style. Mein zweitliebstes Teil ist der Pullover. Der stellt einen gewissen Nonkonformismus und eine Kreativität dar, mit dem ich mich gut identifizieren kann. Dabei strahlt er eine gewisse Eleganz aus. Mein dritter Favorit ist das Waffelpiqué-Polo. Durch die wabenförmige Struktur des Materials liegt nur wenig Stoff auf der Haut, es ist im Sommer oder beim Sport sehr angenehm zu tragen. Die Farben sind inspiriert von den Bodenbelägen eines Tennisplatzes. Wenn ich es trage, muss ich immer an die Anfänge unserer Marke denken. Da kommt dann immer ein bisschen Nostalgie hoch.

Lieber Herr Frey, vielen Dank für das Gespräch.