Handgefertigte Maßschuhe von Schuhmacher Korbinian Ludwig Heß
Maßgefertigte Herrenschuhe in braunem Leder - Handarbeit aus der Berliner Werkstatt von Korbinian Ludwig Heß

Maßschuhmacher Korbinian Ludwig Heß: Interview über Trunkshow Zürich

Interview mit dem Berliner Schuhmacher über Handarbeit, Schweizer Kunden und die Kunst perfekter Maßschuhe

Der Berliner Maßschuhmacher Korbinian Ludwig Heß war vor Kurzem in Zürich bei dem Feintäschner Peter Nitz und hat Kunden bei einer Trunkshow begrüßt. Nach seiner Rückkehr haben wir mit dem Schuhmacher über Trunkshows, Maßschuhe und Handarbeit gesprochen.

Die erste Trunkshow in der Schweiz

FH: Sie sind vor Kurzem aus Zürich zurückgekommen. Wie war die Trunkshow?

Ich war vorletzten Freitag und Samstag für unsere erste Trunkshow in der Schweiz in Zürich. Ich hatte das große Glück, meine Zelte bei Peter Nitz aufschlagen zu können – einem Feintäschner, der weltweit seinesgleichen sucht. Das hat maßgeblich zu dem perfekten Start in der Schweiz beigetragen.

„Start“ deshalb, weil wir ab jetzt regelmäßig unsere Schweizer Kunden in Zürich bedienen werden – allerdings mit nur 8 bis 10 Terminen pro Besuch. Wer sich einen Platz sichern will, sollte also nicht allzu lange warten.

Warum deutsche Maßschuhe bestellen?

FH: Seit Jahrzehnten sind Londoner, Wiener und Pariser Maßschuhmacher in Deutschland unterwegs. Warum lassen Deutsche Schuhe im Ausland machen?

Ein Maßschuh ist etwas extrem Persönliches, fast schon Intimes. Bei der Entscheidung, wem man die Aufgabe überträgt, Schuhe für sich zu bauen, geht es nicht nur um Preis, Machart und Qualität, sondern auch um Gefühl. Um ein Lebensgefühl, das man mit bestimmten Schuhen oder auch mit den Menschen verbindet, die sie herstellen.

Wer Maßschuhe trägt, sucht nicht nur Funktion – sondern Identifikation. Und da es in Deutschland nur eine Handvoll wirklich guter Schuhmacher gibt, weichen manche Menschen auf Adressen in Wien, Paris oder London aus. Es geht dabei nicht um Nationalstolz oder Herkunft – sondern um Vertrauen. Und um das stille Wissen, dass ein wirklich guter Schuh das eigene Leben unauffällig, aber grundlegend verändern kann.

Als Berliner in der Schweiz

FH: Wie werden Sie in der Schweiz als Maßschuhmacher wahrgenommen? Stehen Ihre Persönlichkeit und Ihr Können im Vordergrund? Ist es ein Thema, dass Sie aus Deutschland kommen?

Meine Nationalität spielt in der Schweiz insofern eine eher untergeordnete Rolle, als meine Mutter gebürtige Zürcherin ist. Nur manchmal muss man gegen die gängigen Berlin-Klischees ankämpfen – oder darf deren Privilegien genießen.

Grundsätzlich erlebe ich die Schweizer aber als sehr angenehme, sachliche Kunden, bei denen Qualität, Handwerk und damit der Schuh selbst deutlich im Vordergrund stehen.

Trunkshow oder Atelier-Besuch?

FH: Macht es für Kunden einen Unterschied, ob sie in Zürich bestellen oder in Berlin? Macht es für Sie einen Unterschied, wenn Sie nicht im eigenen Laden agieren?

Für die Schweizer Kunden macht es natürlich insofern einen Unterschied, als sie nicht nach Berlin reisen müssen, um sich bei uns Schuhe machen zu lassen. Ansonsten ist der Ablauf aber exakt derselbe wie in unserem Atelier in Berlin.

Ich selbst fühle mich in meinen eigenen vier Wänden natürlich am wohlsten, freue mich aber auch immer über einen Tapetenwechsel. Den besser gelaunten Schuhmacher erlebt man also vermutlich in Zürich – weil das ja am Ende doch immer ein bisschen was von Urlaub hat.

Und wer sich für Maßschuhe entscheidet, erlebt ohnehin keinen standardisierten Kauf, sondern ein sehr persönliches Erlebnis – egal, wo es stattfindet.

Schweizer schätzen Handarbeit

FH: Sie arbeiten mit einem extrem hohen Anteil von Handarbeit. Ist das etwas, was die Schweizer Kunden interessiert oder gar fasziniert?

Ich denke, dass Handwerk im südlicheren deutschsprachigen Raum einen höheren Stellenwert hat als im Norden. Mit unserer Art zu arbeiten rennen wir in Zürich also offene Türen ein. Die Frage, warum wir unsere Schuhe ausschließlich in Handarbeit machen, musste ich dort selten beantworten. Manche sind fasziniert davon – die meisten sehen es als logische Konsequenz an.

Vorbereitung auf den Maßschuh-Termin

FH: Wie sollten sich Kunden auf das Treffen mit Ihnen vorbereiten? Gibt es etwas, was Ihre Arbeit erleichtert?

Halbwegs frische Socken wären schön.

Ansonsten freue ich mich über alles, was ich an Informationen und Inspirationen von Kunden bekomme, führe aber auch gerne komplett ahnungslose Kunden einmal durch den ganzen Prozess und erarbeite gemeinsam mit ihnen eine Idee für ihre Maßschuhe.

Eine Vorbereitung ist also nicht nötig.

Nur eins vielleicht: Man sollte sich darauf einstellen, dass ein Maßschuh mehr ist als ein Kleidungsstück. Er verändert, wie man steht – und oft auch, wie man sich fühlt.

Die Entwicklung über die Jahre

FH: Sie sind nun seit ein paar Jahren im Geschäft. Machen Sie inzwischen etwas anders bei den Schuhen? Gibt es eine Entwicklung?

Als ich vor bald acht Jahren die Werkstatt eröffnet habe, tat ich das mit dem Vorhaben, Schuhe genau so zu bauen, wie es meiner Erfahrung nach am allerbesten ist. Keine Abkürzungen, kein Sparen an falschen Ecken, keine Kompromisse. Dafür wurde ich nicht nur von unserer kaufmännischen Leitung oft kritisiert, sondern hatte auch große Diskussionen mit Mitarbeitenden, die lieber schnell geklebt hätten, als stundenlang Stich für Stich oder Holznagel für Holznagel zu setzen.

Bis heute haben wir unsere Machart vielleicht hier und da leicht verfeinert, sie aber nie wirklich verändert – weil sie funktioniert.

Maßschuhe und Konfektionsschuhe im Vergleich

FH: Sie bieten seit einiger Zeit auch Konfektionsschuhe an. Erreichen Sie damit Kunden, die keine Maßschuhe bestellen würden? Tragen manche Kunden beides, Maß und Konfektion?

Unsere Konfektionsschuhe ergänzen sich wunderbar mit den Maßschuhen. Vielen Menschen ist der Preis für unsere Maßschuhe zu hoch. Für sie sind unsere Konfektionsschuhe ein wunderbarer Einstieg in die Welt extrem hochwertiger Schuhe. Manche belassen es dabei, manche kommen zurück und wollen mehr – arbeiten sich also langsam an die Maßschuhe heran.

Tatsächlich gibt es aber auch einige Maßkunden, die zwischendurch einen Konfektionsschuh kaufen. Vor allem Modelle wie unsere Opera Pumps, die man nicht allzu oft trägt.