Erik Martin Lawart Maßschuhe Prag: Handarbeit vom Leisten bis zur Sohle

Autodidakt und Perfektionist: Der Prager Schuhmacher fertigt alles von Hand

Auf Laufkundschaft setzt der Prager Maßschuhmacher nicht. Kein Schaufenster, nicht einmal einen Laden. Er arbeitet und empfängt die Kunden in seiner Wohnung in der Prager Neustadt.

Eine Werkstatt in der Prager Neustadt

Draußen am Tor des alten Mietshauses weist eine Visitenkarte auf die Werkstatt hin. Ich klingele, kurz darauf summt es und ich kann die Haustür öffnen. Kurz darauf kommt mir Erik Martin Lawart entgegen. Er trägt die typische Schürze des Schuhmachers.

Eine Treppe hoch liegt die Wohnung. Durch einen langen Flur, an dessen Wänden Bilder und Maßleisten hängen, geht es an der Küche vorbei in die hinten links liegende Werkstatt. Zwischen den beiden zum Hof weisenden Fenstern steht ein von zwei Seiten zugänglicher Arbeitstisch.

Zwischen Werkstatt und Wohnzimmer

Die Werkstatt hat etwas von einem Wohnzimmer. Ein Sessel am Fenster lädt zum Hinsetzen ein. Der Gastgeber verschwindet kurz in der Küche, um Tee zu machen. Gelegenheit, sich umzusehen.

Auf dem Arbeitstisch stehen einige Schuhmuster, außerdem ein halb fertiges Paar Stiefeletten. Die Schäfte sind schon über die Leisten gezogen, die Kappen an den Zehen wurden gerade eingefügt.

An der Wand hinter dem Arbeitstisch hängt das Werkzeug griffbereit. Erik Martin Lawart erklärt, dass es zum großen Teil antik ist, über die Jahre zusammengekauft. Außer dem Werkzeug und ein paar alten Maschinen verwendet er keine Hilfsmittel.

Handgenähte Schäfte: Eine Rarität

Er nimmt ein Paar Oxfords zur Hand und reicht sie hinüber mit der Bitte, die Nähte am Schaft zu betrachten. Sie sehen aus, wie mit der Maschine gemacht, sind aber Handarbeit. Er zeigt ein paar Stellen, an denen die Naht eine winzige Unregelmäßigkeit zeigt, Hinweis auf die menschliche Hand.

Diesen Schuh hat Erik Martin Lawart für die Weltmeisterschaft der Maßschuhmacher in London gefertigt. Die Jury hatte nicht die Zeit, jedes Paar bis ins kleinste Detail anzusehen, deshalb nahm sie ihm die Handarbeit nicht ab.

Der Jury muss zugute gehalten werden, dass die Schäfte von Maßschuhen seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr von Hand genäht werden. Erik Martin Lawart weiß, dass Handarbeit an dieser Stelle der Maschine nicht überlegen ist. Ihn hat die Idee fasziniert, einen Schuh wirklich vollständig händisch zu fertigen, wenigstens als Meisterleistung für den Wettbewerb.

Bei den Schuhen für seine Kunden näht er die Einzelteile des Schafts mit einer altertümlichen Maschine zusammen, alles andere ist Handarbeit. Das Leder stammt aus den besten Gerbereien, vornehmlich aus Deutschland, Italien und Frankreich.

Vom Leisten bis zum fertigen Schuh: Alles Handarbeit

Den Leisten baut er vollständig selbst. Anders als viele Kollegen setzt er keine Rohlinge aus der Leistenindustrie ein. Er sägt also zunächst ein Stück Holz grob zu, dann bekommt es seine endgültige Form mit Raspel, Feile und Sandpapier.

Auf dem Leisten baut er zuerst einen Probeschuh, den der Kunde drei Tage lang tragen soll. Anschließend wird der Probeschuh auseinander genommen und der Kunde berichtet, wie der Schuh gepasst und wo er vielleicht noch gedrückt hat.

Sein Anspruch an Handarbeit ist hoch. Er spinnt das Leinengarn selbst, mit dem er näht. Und er kocht das Wachs, mit dem das Garn behandelt wird. Er erklärt, dass dies früher so üblich war.

Von mittelalterlichen Schuhen zu rahmengenähten Maßschuhen

Erik Martin Lawart baut seit 1995 Maßschuhe, als Autodidakt hat er seitdem einen langen Weg zurückgelegt. Alle Arten von Schuhen haben damals seine Werkstatt verlassen, eine besondere Vorliebe hatte er für Modelle aus dem Mittelalter und der Renaissance. Ein paar Muster sind noch in der Werkstatt zu sehen.

Heute sind alle Schuhe, die er nach Maß fertigt, von Hand rahmengenäht. Das heißt, dass Schaft, Brandsohle und Rahmen von Hand zusammengenäht werden, die Laufsohlen von Hand an den Rahmen gedoppelt.

Neun Monate bis zum ersten Paar

Das alles kostet natürlich Zeit, wer hier bestellt, braucht Geduld. Bis bei einem Neukunden das erste Paar fertig ist, kann es neun Monate dauern. Das schließt das Maßnehmen, den Leistenbau, Bau und Anprobe des Testpaars ein. Wenn der Leisten vorliegt, verkürzt sich die Wartezeit auf etwa fünf Monate.

Die lange Wartezeit belegt, dass der Prager Schuhmacher inzwischen ziemlich gefragt ist. Auch wenn er im europäischen Rahmen immer noch ein Geheimtipp ist. Seine Kunden kommen allerdings nicht mehr nur aus Tschechien oder Österreich.

Er macht mittlerweile Schuhe für Männer aus ganz Europa und aus Übersee. Für Männer und auch für Frauen. Überwiegend Formen, die auf Herrenmodellen beruhen, gern aber auch Pumps oder Stiefel.

Kontakt und Besuch

Wer den Prager Maßschuhmacher besuchen will, sollte am besten einen Termin über seine Webseite vereinbaren: https://www.lawart.cz/