Die Geschichte des Sakkos: Von formlos zu elegant
Herbst Outfits Herren werden immer raffinierter: Wenn ein Verkäufer früher erklären wollte, wie bequem ein Sakko ist, dann sagte er, dass es sich wie eine Strickjacke trägt. Nun sind heutzutage die meisten Sakkos so leicht und weich verarbeitet, dass dieses Argument kaum noch gebraucht wird. Interessant ist der Vergleich zum Sakko aber dennoch.
Als Ende des 19. Jahrhunderts das Sakko in Mode kam, in Österreich sagt man korrekterweise übrigens immer noch „der“ Sakko, empfanden es die Zeitgenossen als sehr formlos. Und das im wahren Wortsinn. Keine Schulterpolster, eine weiche Einlage an der Brust, kaum Taille. Im Vergleich zu Frack und Gehrock wirkte das Sakko fast wie die heutige Hemdjacke.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert näherte sich das das Sakko immer mehr dem Schnitt einer klar konturierten Anzugjacke an. Erst unter dem Einfluss der italienischen Schneiderei setzte sich in der letzten Dekade ein sehr natürliche, weich verarbeitete Silhouette durch. Womit wir wieder am Ausgangspunkt der Sakkogeschichte angelangt sind.
Strickjacke vs. Cardigan: Image-Wandel in der Herrenmode
Die Strickjacke, auf Englisch Cardigan, war dagegen jahrzehntelang das Symbol gepflegter Häuslichkeit. Kaum ein Film der 1950-60er Jahre, in dem der ansonsten im Anzug auftretende Protagonist nicht zu Hause in der Strickjacke zu sehen ist. Häufig im Sessel am Kamin, dazu Pfeife und Teetasse oder Whiskyglas.

Die Anhänglichkeit vieler Männer an ihre Lieblingsstrickjacke war geradezu sprichwörtlich. Dank der Lederflecken an den Ellbogen hielt sie viel länger, als es mancher Ehefrau lieb war. Dementsprechend wandelte sich das Image der Strickjacke mit der Zeit ins Negative, was auch mit dem weiten Schnitt zu tun hat, der sich in den 1980ern durchsetzte.
Doch Mode ist nun einmal wandelbar und so kann sich auch alles wieder zum Guten wenden. Die Strickjacke kam als Cardigan zurück. Mit neuem, schickeren Namen, enger geschnitten und mit einem neuen Image: Die Alternative zum ohnehin weichen Sakko, gewissermaßen das „kleine Sakko“, die modische Allzweckwaffe. Mit oder ohne Krawatte, mit Seidenschal, mit Rollkragenpullover, über T-Shirt oder Polohemd.
Herbst Outfits Herren: Cardigan als Business-Casual Alternative
Angesichts der insgesamt viel lässiger gewordenen Büromode ist der Cardigan tatsächlich fast so etwas wie ein Sakko geworden. Wo letzteres schon viel zu förmlich wäre erweist sich der Cardigan als willkommene Alternative. Und was früher undenkbar im Business war, ist heute ein stilvoller Business-Casual-Look: Oberhemd, Cardigan und Baumwollhose.
Outfit 1: Cardigan in Forest Green kombiniert mit Terracotta-Hose
Als wir die neue Kollektion von The British Shop durchsahen, fiel uns deshalb sofort der Cardigan in „forest green“ aus reiner Schurwolle in Lammwollqualität von Wellington of Bilmore ins Auge.


Er hat 5 Knöpfe, wodurch man ihn in verschiedenen Varianten schließen kann. Von lässig nur mit zwei Knöpfen oder hochgeschlossen bis zum V-Ausschnitt. Ein originelles Detail sind die Ellenbogen-Patches aus Harris-Tweed. Dazu eine mäßig schmale Hose aus „High Stretch Gabardine“ in warmem Terracotta von Club of Comfort. Keine Angst übrigens: High-Stretch hat primär mit der Webart zu tun, der Stoff enthält nur 4 % Elasthan. Der Bund ist dehnbar mit „Shirtstopper“ gearbeitet, so kann das Hemd nicht so leicht herausrutschen.



Cardigan und Hose passen farblich und von der Textur her sehr gut zusammen, einzeln würden sich die beiden Teile sehr gut kombinieren lassen mit diversen Basics. Mit einem karierten Hemd wäre die Anmutung ländlicher, denkbar wäre dazu auch ein weißes Hemd, ein Hemd aus feinem Denim oder auch ein Langarmpolo. College und Country lassen grüßen.
Outfit 2: Rollkragenpullover in Weinrot trifft auf Cord-Hose

Das zweite Outfit baut ebenfalls auf einem äußerst vielseitigen Basisteil auf, dem Rollkragenpullover. Wir haben uns für ein Modell von Charles Robertson entschieden, er ist aus einer angenehmen Garnmischung gestrickt (55 Prozent Wolle und 45 Prozent Baumwolle).
Der Rollkragenpullover stammt ursprünglich aus der Alltagskleidung der Fischer und Seeleute, wurde aber schon vor über 100 Jahren domestiziert und in die Herrenmode integriert. In Schwarz als Lieblingsteil von Kreativen, in Weinrot als Kombinationswunder. Denn wozu passt der weinrote Rollkragenpullover eigentlich nicht? Auf Reisen habe ich deshalb fast immer einen solchen Pullover dabei.



Dazu haben wir eine Hose aus zugleich weichem und robusten Genua Cord gewählt. Sie stammt aus der Heritage Collection des deutschen Hosenspezialisten Hiltl. Die Heritage Collection haben wir schon häufiger für unsere Outfits verwendet. Die Passform ist, wie immer bei Hiltl, sehr gut. Der etwas hellere und frische Grünton („Pine green“) bringt das Bordeaux des Strickteils geradezu zum Leuchten.
Der Caban-Mantel: Maritime Eleganz im Glencheck-Design




Vor dem sehr reduzierten Hintergrund aus Weinrot und Grün haben wir den kurzen Caban-Mantel von Kinbury in Szene gesetzt. Normalerweise werden diese Mäntel, die bei Briten und in den USA „pea coat“ heißen, aus dunkelblauem Wolltuch geschneidert. Die maritime Herkunft des Klassikers tritt bei diesem Modell zurück, es sieht durch den Glencheck-Tweed mehr nach einem Wochenende in einem „country house“ aus. Das Karo ist bei aller Farbigkeit so gedeckt, dass es in der Stadt nicht zu ländlich wirkt. Dank seines Steppfutters dürfte der Caban auch an richtig kalten Tagen gute Dienste leisten.
