Ein Konfektionshemd von Budd Shirtmakers

Budd Shirtmakers leistet sich einer der wenigen Londoner Hemdenmacher einen eigenen Fertigungsbetrieb in England. Dort ist auch das Hemd genäht worden, das wir heute vorstellen.

Die meisten Geschäfte der Jermyn Street lassen schon seit Jahrzehnten im Ausland fertigen. Einen objektiven Qualitätsunterschied zwischen Hemden aus englischer Fertigung und Hemden aus anderen Ländern gibt es meines Erachtens nicht. Die Lieferanten arbeiten exakt nach den Vorgaben der Kunden und setzen die gleichen Maschinen, Stoffe und Zutaten ein, die auch englische Fabrikanten verwenden würden. Für die meisten Kunden ist es eine reine Image- oder Gefühlsfrage, ob das Hemd einer englischen Traditionsmarke auch in England gefertigt wird. Und natürlich spielt auch der Preis eine Rolle. 

Die Konfektionshemden von Budd kosten 325, 295, 225, 185, 150, 130 oder 120 Pfund. Die Preisunterschiede der Hemden ergeben sich aus den eingesetzten Stoffen, da sie Budd alle in England näht. Die teuersten Hemden werden aus Sea-Island-Cotton gefertigt, für 295 Pfund bekommt man Soyella von Alumo in der Schweiz. Bei den Hemden, die preislich darunter liegen, werden keine genauen Angaben zum Stoff gemacht. Für den Tragebericht habe ich ein Hemd im Tailored fit mit Doppelmanschetten und „forward collar“ für 130 Pfund bestellt, das sind etwa 150 Euro. Ich hätte lieber den weiteren Classic fit probiert, allerdings gab es ihn nicht in der von mir gewünschten Größe und Preislage. 

Als das Hemd geliefert worden ist, wurden Detailaufnahmen gemacht, anschließend habe ich das Hemd ungewaschen anprobiert. So hätte ich es umtauschen können, falls es nicht gepasst hätte. Die englischen Hemdengrößen werden nach wie vor in Zoll berechnet. Die deutsche Kragenweite 40 wird selten angeboten, meistens bekommt man bei englischen Anbieter nur die 15, 15 ½ und die 16. Die 15 entspricht Größe 38 die, 15 ½ der 30 und die 16 der 41. Ich habe bei Budd aber die 15 ¾ bekommen als Äquivalent zur deutschen 40. Es stehen drei Passformen zur Auswahl, Classic fit, Tailored fit und Slim fit. Der Tailored fit ist in etwas so weit wie die normale oder „unfitted“ Passform deutscher oder italienischer Anbieter, die Gesamtlänge beträgt bei dieser Größe 85 cm. Wer sehr weite englische Hemden liebt, dürfte bei Budd mit dem Classic fit besser bedient sein. 

Das Hemd hat keine Brusttasche, die Knopfleiste ist die typisch englische „placket front“. Am Ärmelschlitz ist kein Knopf vorhanden. Da ich meine Maßhemden meistens ohne diesen Knopf bestelle, vermisse ich ihn nicht. Ich benutze ihn ohnehin nicht und er stört mich beim Bügeln des Hemds. Die Doppelmanschette hat eine stärkere Einlage, dadurch behält sie gut ihre Form. Die Manschette selbst ist relativ schmal und liegt etwas enger an am Handgelenk, als sonst bei englischen Hemden üblich. Für eine etwas dickere Uhr wird es unter der Manschette schnell eng. Wobei die Passform der Manschette natürlich auch von der Form des Manschettenknopfs abhängt, die man verwendet. 

Bei den Kragenformen stehen im Onlineshop zwei zur Auswahl: Der für Budd typische „forward collar“. Oder als „semi-spread collar“ das Modell „Bank“, ein maßvoll zurückgeschnittener Haifischkragen. Ich habe mich bewusst für den klassischen „forward collar“ von Budd entschieden, da er typisch für Stil des Hauses ist. Er wirkt etwas förmlicher und sieht auch gut ohne Krawatte aus. Der Kragen ist unfixiert mit einer doppelten Einlage verarbeitet, demzufolge ist er glatt und sieht korrekt aus. Auch beim Bügeln hat man keine Probleme durch die sich verschiebenden Stofflagen. Man sollte den „forward collar“ nicht mit allzu dicken Krawatten tragen, da der Knoten für die schmale Öffnung zu dick wäre. 

Der Stoff hat ein feines Fischgratmuster, er lässt sich gut bügeln trägt sich angenehm. Nach etwa 5 Wäschen war kein Einlaufen bemerkbar, insofern ist damit nun auch nicht mehr zu rechnen. Die Verarbeitung ist anständig, Handarbeit im Sinne italienischer Hersteller darf man natürlich nicht erwarten. Nichtsdestotrotz ist die Herstellung eines Hemd mit einem großen Anteil von Handarbeit verbunden. 

Englische Hemden, die in England genäht werden, sind preislich schwer einzuordnen. Hemden „Made in Italy“ sind meistens bei gleicher Stoffqualität etwas günstiger. Hemden deutscher Marken werden dagegen in aller Regel nicht in Deutschland gefertigt, sondern z. B. in China, Mitteleuropa oder Nordafrika. Insofern ist das Hemd von Budd seinen Preis wert. Allerdings ist es auch das günstigste aus dem Online-Shop.