In Berlin kommt Italienfeeling auf, wenn bei Auerbach Maßkrawatten genäht werden.
Nach Maß und trotzdem gleich zum Mitnehmen. Diese im Bespoke-Bereich einmalige Kombination durfte ich in der Manufaktur von Auerbach in Berlin erleben. Vor meinen Augen wurde binnen 30 Minuten eine Krawatte nach Maß für mich zugeschnitten und genäht. Das ist natürlich nicht der normale Service, für den Fotografen hat es Jan-Henrik Scheper Stuke möglich gemacht.
Die nach Maß einzeln genähte Krawatte gönnen sich selbst eingefleischte Bespoke-Fans nur selten. Was unter anderem daran liegt, dass es nur sehr wenige Werkstätten gibt, die diesen Service anbieten. Und natürlich auch daran, dass die Auswahl an Krawatten von der Stange sehr groß ist. Auch Auerbach bietet in seinen Läden ein sehr umfangreiches Sortiment an. Die meisten Maßkrawattenkunden bestellen aber nicht wegen eines speziellen Stoffwunsches, erklärt Scheper-Stuke. In aller Regel sind Krawatten in Standardabmessungen für diese Kunden zu kurz, zu lang, zu schmal oder zu breit.
Viele dieser Männer mit Sondergrößenbedarf sind bekannte Menschen, Fernsehsprecher, Manager oder auch Politiker, z. B. Barack Obama. Für seine Maßkrawatten von Auerbach hat Dagmar Hartmann nicht persönlich Maß genommen, sie musste die Länge und die Breite nach der Körpergröße des Präsidenten festlegen. Seine Krawatten waren nämlich eine Überraschung, Bundeskanzlerin Merkel brachte sie ihm beim Staatsbesuch in den USA mit.
Die übliche Länge für Krawatten beträgt 1,50 m. Einige Krawattenhersteller bieten auch Krawatten in 1,40 m an für etwas kleinere Herren. Dagmar Hartmann empfiehlt zu meiner Statur 1,50 m, bei der Breite rät sie zu 7 cm. Die Stoffauswahl ging schnell, da mir schon bei meinem letzten Besuch in der Manufaktur ein Paisley-Muster aufgefallen war. Es ist beidseitig bedruckt, was bei der fertigen Krawatte aber durch das Futter verborgen sein wird.
Wer mag, kann sich so einen ungefüttert und mit handrollierten Kante an den Spitzen verarbeiten lassen, dann sieht man auch das Dessin an der Innenseite. Ich entscheide mich für das schwarze Futter aus Seidenrips mit eingesticktem Auerbach-Logo. Ungefütterte Krawatten werden in letzter Zeit vermehrt bestellt, die Mehrheit bevorzugt aber die klassische Ausstattung mit Futter.
Der ausgewählte Stoff wird von der Directrice auf dem Zuschneidetisch ausgebreitet, dann legt sie drei Schablonen darauf. Bei der Schablone für die Vorderseite achtet sie darauf, wie das Muster am besten zur Geltung kommt. Regelmäßige Muster, z. B. Pünktchen richtet sie symmetrisch an der Spitze der Krawatte aus. Der Zuschnitt dauert nur wenige Minuten. Anschließend näht sie die Teile zusammen und fügt das Futter an der Spitze hinzu. Schließlich wird die Einlage in den Krawattenschlauch eingelegt. Danach heftet Dagmar Hartmann die Krawatte mit Stecknadeln in Form und näht sie an der Rückseite von Hand zusammen. Am Ende weist Dagmar Hartmann noch darauf hin, dass die Fadenreserve, die an der Spitze des schmalen Endes versteckt ist, auf keinen Fall abgeschnitten werden darf. Denn dann würde die Naht aufgehen.
Die normale Lieferzeit beträgt 14 Tage, Expressfertigung binnen 24 Stunden ist gegen Aufschlag von 39 Euro möglich, z. B. Kurzurlauber oder Geschäftsreisende. Natürlich werden Krawatten auf Wunsch auch verschickt. Die Bespoke-Krawatten kosten, je nach gewähltem Stoff, ab 150 Euro.
