Tragebericht Norweger von László Budapest

Ich bin erstmals vor ein paar Jahren auf der New-Heritage-Messe in München auf László  Budapest aufmerksam geworden. An deren Messestand habe ich mehrere Modelle anprobiert. Mir gefielen die österreichisch-ungarische Anmutung der Schuhe, die dem Anschein nach gute Leder- und Verarbeitungsqualität und die Passform. Ich habe den Kontakt zu László Budapest danach aber nicht vertieft. Vor zwei Monaten begann ich nach einem Derby im Norwegerschnitt zu suchen und stieß dabei wieder auf László Budapest und deren Norwegermodell „Magnus“. Ich nahm Kontakt mit der Marke auf und wir kamen ins Gespräch. Dabei entstand die Idee, dass ich einen Tragebericht über diesen Schuh verfassen soll.

László Budapest ist eine von vier Marken der Schwangau Schuh GmbH in Schwangau, gelegen im Landkreis Ostallgäu. Ursprünglich fertigte und vertrieb die Firma zweigenähte Haferlschuhe unter dem Markennamen „Original Haferl“. 2006 kam László Budapest dazu als Marke für förmlicheres Schuhwerk in rahmengenähter Machart. Der Name weist klar auf die Stilrichtung innerhalb des rahmengenähten Genres hin, es geht um Klassiker ungarischer und Wiener Prägung. Ganz passend werden sie in einer Werkstatt in Ungarn gebaut, die komplett unter der Regie von László Budapest geführt wird. 

Der Norweger Magnus ist laut Aussage von László Budapest der Bestseller, es gibt ihn derzeit in braunem und in schwarzem Rindsleder. Früher auch in dem für dieses Modell typischen Scotchgrain. Die Stärke dieses Schuhs ist sicherlich, dass man mit ihm in mehreren Stilwelten unterwegs sein kann. Der kernig wirkende Norweger passt gleichermaßen zu Jeans und Flanellhosen, Kord und Denim, Loden und Tweed. In der schwarzen Ausführung kann man ihn zum dunkelgrauen Fischgrat- oder Pfeffer- und Salz-Dreiteiler tragen, in Braun zum Glencheck oder Kreidestreifen.

Ich mag den Norweger auch wegen der Passform. Bedingt durch den Schnitt des Schafts ist er meistens etwas höher, was zu mehr Raum für die Zehen führt. Das gilt vor allem für Noweger, die auf ungarischem oder Wiener Leisten gebaut werden. So auch der Magnus, der auch dem etwas kräftigeren Fuß Raum gibt. Ohne dabei aber plump oder derb auszusehen. Das Modell von László Budapest wirkt schon eher sportlich, die Silhouette ist aber insgesamt eher schnittig. Ich selbst liege zwischen zwei Größen, habe mich dann aber für die größere von beiden, die 8,5 entschieden. Ich werde diesen Schuh nicht im Sommer tragen und somit auch nicht mit ganz dünnen Kniestrümpfen. Dazu ein wichtiger Tipp: Beim Anprobieren ist es sehr wichtig, die Strümpfe zu tragen, die man bei dem betreffenden Schuh wählen wird. Der Unterschied zwischen Strümpfen aus feiner Wolle oder merzerisierter Baumwolle und dickeren Wollstrümpfen kann eine halbe Größe machen. Deshalb probiere ich Schuhe immer mit zwei verschiedenen Strümpfen aus.

Der Magnus wird aus Rindsleder gefertigt, der Leisten hat die Breite G 1/2, was als „normale, mittlere Weite“ beschrieben wird. Rindsleder ist generell die etwas sportlichere Alternative zu Kalb und wurde deshalb würde den Magnus, der auch bei schlechtem Wetter getragen wird, gewählt. Obendrein ist das Leder laut Angabe von László Budapest „hydrophobiert“, das bedeutet, dass es bei der Gerbung „wasserabweisend zugerichtet“ wurde. Passend zum Rindsleder sowie zum Einsatz des Schuhs in Herbst und Winter ist der Magnus mit einer Profilsohle aus Gummi der Marke Skywalk ausgestattet. Laut László Budapest sind diese Sohlen mit Vibram vergleichbar, sie stammen auch aus Italien, sind nur etwas weniger bekannt. Sie sind auf jeden Fall ebenfalls aus Gummi , fühlen sich genauso an und sind auch im Auftritt nicht von der bekannteren Sohlenmarke zu unterscheiden. 

Der Magnus ist mit einem Kederrahmen ausgestattert, auf Englisch „stormwelt“. Dabei handelt es sich um einen Lederstreifen, der zwischen Rahmen und Schaft eingefügt wird. Er ragt über den Rahmen hinaus und liegt, parallel zu ihm, am Schaft an. Der „stormwelt“ soll verhindern, dass Wasser zwischen Schaft und Rahmen eindringt, er ist ein typisches Detail bei rahmengenähten Schuhen für das Land oder Golfschuhe. Der Rahmen läuft komplett um den Schuh herum, man spricht dann auch von einem 360-Grad-Rahmen. Er ist typisch für Schuhe, bei denen eine Gummisohle mit Absatz auf eine an den Rahmen aufgedoppelte Lederzwischensohle geklebt wird. Bei Schuhen mit Ledersohle finden wir dagegen meistens eine Rahmen, der nur vorn um den Schuh herumläuft und am Beginn des Absatzes endet. Der Absatz, der aus mehreren Lederschichten besteht, wird dann von innen an die Brandsohle genagelt. Nur wenige Hersteller verwenden immer einen 360-Grad-Rahmen, z. B. Allen-Edmonds. Sie sagen, dass nur bei dieser Konstruktion die Korkeinballung auch die Ferse beim Auftritt dämpft. Anstelle der durchgehenden Korkeinballung fügen die anderen Hersteller an der Ferse ein Polster ein, z. B. aus Filz. 

Bei dem Magnus wird es bei mir sehr lange dauern, bis eine Reparatur der Sohle nötig sein wird, selbst wenn ich den Schuh in den kommenden Herbst- und Wintersaisons sehr viel tragen würde. Ich nutze meine Schuhe nur wenig ab, was vielleicht mit meinem relativ geringen Gewicht zu tun hat. Wer sich für den Magnus entscheidet, vor allem aber für ein Modell mit Ledersohle, kann auf einen Reparaturservice zurückgreifen. Unter dem Punkt „Werkstatt“ findet sich ein „Reparaturauftrag“ zum Runterladen. Dort finden sich verschiedene Aufträge, vom Absatz bis zur Runderneuerung. Sehr gut finde ich, dass auch die Preise aufgelistet sind, der Interessent weiß also schon vor dem Kauf, was Reparaturen später kosten würden.

Ich habe den Magnus bisher nur wenig getragen, bei den Fotoaufnahmen mit drei verschiedenen Outfits und bei ein paar Spaziergängen, ein abschließendes Urteil über die Passform werde ich erst in zwei bis drei Monaten geben können. Allerdings hatte ich beim Probieren einen guten Eindruck vom Sitz des Schuhs. Die Beschreibung der Weite als „normal“ und „mittel“ empfinde ich als zutreffend. Ich habe den Schuh vor dem ersten Ausgang mit Wachspaste behandelt und anschließend mit der Rosshaarbürste poliert. Auf eine Wasserglanzpolitur verzichte bei dieser Art von Schuh. Das Rindsleder muss über Wochen eingetragen werden, wobei sich die Bequemlichkeit bei jedem Einsatz ein bisschen erhöht. Ich rate zu Geduld und Vorsicht in dieser Phase, man darf einen neuen Schuh wirklich immer nur kurz tragen. Danach muss er einen Tag ruhen, bevor er erneut eingesetzt wird. Mit dem Preis von 379,00 Euro liegt der Magnus unter vergleichbaren Schuhen aus englischer oder österreichischer Produktion. Als Vorteil empfinde ich die gute Erreichbarkeit der Herstellers per Telefon und per Post, was gerade für Kunden aus Deutschland und Österreich sehr angenehm ist. Auch in Hinblick auf den Versand der Schuhe zwecks Reparatur. Trotz der regionalen Verwurzelung verkauft die Schwangau Schuh GmbH ihre Schuhe in ganz Europa, der Versand in die EU ist kostenlos.