Reparatur Bootsschuhe bei Schuhmacherei Pöschk

Als vor über 20 Jahren der Hamburger Fotograf Christian Kerber Fotos von mir für meine Webseite gemacht hat, war darunter auch ein Bild, das mich in Sportswear zeigte.

Ich trug ein Rugbyshirt von Hackett, eine 501 von Levi’s und an den Füßen Bootsschuhe von Timberland. Sie waren damals ganz neu. Bis vor etwa 3 Jahren habe ich sie jeden Sommer getragen, meistens ohne Strümpfe.

Über 20 Jahre alt: Meine Bootschuhe von Timberland

Sie waren damals fast die einzigen Schuhe in meiner Garderobe, die nicht rahmengenäht waren. Von zwei Paar von Hand zwiegenähten Schuhen, schweren Veldtschoen-Derbys, einem Paar klassischer Gucci-Loafer, zwei Paar geklebten Samtslippern sowie geklebten Frackpumps abgesehen.

Ich wollte eigentlich Sperry Topsider oder Bootsschuhe von Sebago kaufen, konnte sie aber nicht finden. So entschied ich mich für dieses Modell von Timberland. Es hatte die typische weiße Sohle, die für den Einsatz auf Deck konzipiert ist. Keine Dämpfung, ein ungefütterter Mokassin, der sich mit der Zeit genau an die Füße angepasst hat.

Die Schäden nach zwei Jahrzehnten

Vor etwa 3 Jahren löste sich bei einem der Schuhe des Paars die Naht, mit der die Laufsohle am Schaft befestigt ist. Außerdem war die Naht an einer Stelle des Oberleders aufgegangen. Letzteres beeinträchtigte nicht die Funktion des Schuhs, die Sohle hätte sich aber mit der Zeit immer mehr vom Schaft gelöst.

So habe ich die Schuhe eine Weile nicht mehr benutzt. Dieses Frühjahr kam ich dann auf die Idee, die Schuhe von Stephan Pöschk in Berlin reparieren zu lassen. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich bei ihm ein Paar Norweger aus Hirschleder von Handmacher bestellt hatte.

Der Ablauf der Reparatur

Stephan Pöschk schlug vor, die Sohlen auszutauschen, statt nur die abgelaufenen Ecken an den „Absätzen“ zu erneuern. Ich entschied mich gegen neue Sohlen, da sie insgesamt noch nicht durchgelaufen waren. Ansonsten sollte das Oberleder geflickt und die Sohle neu an den Schaft genäht werden.

Mit Hand, Nadel und Augenmaß

Die Reparatur begann damit, dass Stephan Pöschk von Hand das Oberleder wieder zugenäht hat. Das hat ungefähr 10 Minuten gedauert. Danach hat er bei dem Schuh, dessen Sohle repariert werden musste, die weiße Kunststofflaufsohle mit der Zange abgezogen. Nun konnte er den Schaft und die lederne Zwischensohle mit der Maschine wieder zusammennähen.

Anschließend hat er die Laufsohle wieder angenäht. Als letztes hat er die abgelaufenen Ecken an den Sohlen abgeschliffen, die Ecken ersetzt und die Sohlen rundum abgeschliffen. Ganz am Ende hat er die Schuhe noch ein wenig aufpoliert. Den fertigen Schuhen sieht man nun nicht mehr an, wie alt sie sind. Geblieben ist die Patina.

Nach der Reparatur: So gut wie neu. Aber mit Patina

Die neue Naht, mit der die Sohle wieder an den Schaft genäht worden ist, ist im Inneren des Schuhs kaum von der übrigen Naht zu erkennen. Doch das soll auch so sein, sagt Stephan Pöschk: „Man darf am Ende nicht mehr sehen, dass der Schuh repariert wurde“.

Alles spricht fürs Reparieren

Manch einer würde Schuhe, bei denen eine Naht am Oberleder aufgegangen ist und sich die Sohle löst, wegwerfen. Ich bin grundsätzlich aber immer für Reparaturen. Sie lohnen sich auch finanziell. Die Handnaht hat 16 Euro gekostet, das Durchnähen und Kleben der Sohle 20 Euro und die Absatzecken 22,50 Euro. Insgesamt 58,50 Euro.

Gerechnet auf 22 Jahre, die ich diese Schuhe bis zu der Reparatur getragen habe, ist das nicht viel. Und nach dieser Reparatur sind die Schuhe wieder viele Jahre einsatzbereit. Insofern: Reparaturen sind in jeder Hinsicht sinnvoll.