Die Potsdamer Herrenschneidermeisterin Kathrin Emmer hat uns gezeigt, wie sie bügelt. Wenn Sie einen Anzug anfertigt, setzt sie das Bügeleisen noch ganz anders ein, hier ging es nur um das Bügeln eines fertigen Anzugs als Pflegemaßnahme.
Das Bügeln ist beim Schneidern fast so wichtig das Zuschneiden und Nähen. Herrenschneiderinnen und Herrenschneider glätten und formen den Stoff mit dem Bügeleisen, sie können ihn strecken und weiten oder verkürzen. Diese Fertigkeiten müssen erlernt und geübt werden, das bedeutet aber nicht, dass der Laie sich nicht mit dem Bügeleisen an einen Anzug wagen sollte. Wer ein Hemd bügeln kann, wird auch beim Anzug nicht scheitern.
Wichtig ist dabei aber, dass man das Bügeleisen nicht direkt auf den Stoff aufsetzt, vielmehr muss man immer ein angefeuchtetes Tuch zwischen Eisen und Stoff legen. Ohne das Tuch würde man Glanz in den Stoff bügeln. Zum Anfeuchten nimmt man einen Pinsel, den man in Wasser taucht. Oder eine Sprühflasche, wie man sie beim Hemdenbügeln verwendet. Wenn man mit einem Dampfbügeleisen arbeitet, muss das Tuch nicht angefeuchtet werden. Als Bügeltuch eignet sich ein großes Stück Baum- oder Leinenstoff, das am besten schon einige Male gewaschen worden ist. Auch alte Hemden kann man verwenden, der Rücken ergibt ein ausreichend großes Rechteck.
Beim Bügeln sollte man darauf achten, dass das Bügeltuch glatt und ohne Falten auf dem Anzugstoff liegt, da sich Falten auf den Anzugstoff durchdrücken würden. Während des Bügelns sollte man es immer wieder mal hochnehmen und nachsehen, ob sich der Anzugstoff verschoben hat und Falten wirft. Bedampfungsgeräte sind nur bedingt eine Alternative zum Bügeleisen. Der reine Dampf wird zwar auch Knitterfalten entfernen, er vermag aber nicht den Stoff in der Weise zu glätten, wie es nur das Bügeleisen kann.
Am häufigsten wird man die Hosen bügeln, bei der Anzugjacke reicht es meistens aus, wenn man sie nach dem Tragen über Nacht aufhängt. Bügeln ist nur dann nötig, wenn die Falten in der Armbeuge oder am Rücken über Nacht nicht verschwunden sind. Wie gut sich der Stoff erholt, hängt von seiner Qualität ab und natürlich seinem Gewicht und vom Ausmaß, in dem er zerdrückt wurde. Ein Schurwollstoff von 450 g aufwärts ist in der Regel unempfindlicher als ein superfeiner Sommerstoff von 180 g/ m.