Handgemachte Maßkonfektion liegt nur eine Stufe unter „bespoke“, auch der Maßausstatter Cove & Co. bietet diese Verarbeitungsstufe an. Wir haben vor ein paar Wochen die handgemachte Maßkonfektion von Cove & Co. in einem Interview mit Nikolaus Degorsi, einem der Direktoren des Unternehmens, vorgestellt.
Als Einstimmung auf diesen Review ist das Gespräch lesenwert. Heute möchten wir die Handmade-Linie von Cove & Co. am Beispiel eines Anzugs zeigen und dabei auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die Verarbeitung und die Passform eingehen.
Ich habe vor etwa vier Jahren den ersten Anzug dieser Machart bestellt. Damals hieß sie noch „Sartoriale. Handmade by Cove“, jetzt steht auf dem Etikett nur „Handmade by Cove“. Dieser Anzug war meine erste Bestellung bei Cove & Co. überhaupt. Es handelte sich um einen dreiteiligen Seersuckeranzug aus Stoff von Solbiati. Dreiteilig, weil die Weste bei einer derart leichten Stoff in der Übergangszeit oder an einem kühleren Sommerabend durchaus sinnvoll sein kann.
Bei der Jacke hatte ich das neapolitanische Modell mit eingeschobenen Ärmeln und geschwungener Brusttasche gewählt, dazu drei Knöpfe mit eingerollten oberen Knopfloch und drei aufgesetzten Taschen. Von der Verarbeitung her trifft die Bezeichnung „neapolitanisch“ durchaus zu, auch wenn die Schneiderarbeit an Manufakturen aus dem Veneto erinnert. Stilistisch wirkt der Anzug auf mich eher wie ein amerikanischer „sack suit“, die Anmutung ist also klassisch angelsächsisch.
Bei dem neapolitanischen Modell verarbeitet Cove & Co. eine sehr weiche Einlage, die Jacke erinnert mich vom Tragegefühl an die Anzüge von Belvest. Bei der Hose diente eine meiner Hosen aus der Savile Row als Referenz. Sie hat nach innen gelegte Bundfalten, Seitenschnallen und Knöpfe für Hosenträger sowie Knöpfe am Hosenschlitz. Die Maße des Anzugs wurden anhand eines Schlupfmusters ermittelt, danach wurde der Anzug ohne Zwischenprobe gefertigt. Die Passform der Jacke war auf Anhieb sehr gut. Änderungen waren nicht nötig.
Bei der Hose war die Leibhöhe beim ersten Anzug nicht optimal. Im Schritt konnte sie nachträglich noch minimal weiter gemacht werden. Für den zweiten Anzug in dieser Machart wurde das Schnittmuster der Hose noch einmal geändert. Die Referenzhose wurde genau vermessen und kopiert, beim zweiten Anzug stimmte die Leibhöhe. Bei Cove & Co. heißt das Modell übrigens scherzhaft die „Roetzel-Hose“. Innen findet man eine englische Bundverarbeitung vor. Bei der Jacke habe ich ab dem zweiten Anzug Pattentaschen gewählt. Cove & Co. bietet beide Taschenvarianten unabhängig von der Innenverarbeitung an. Ungefütterte Anzüge sehen von innen besser aus, wenn die Taschen aufgesetzt sind, dennoch habe bei diesem Anzug Pattentaschen mit dem luftigen Innenleben kombiniert.
Ein großes Plus von Made-to-measure ist die Wiederholbarkeit des Schnitts.
Ein großes Plus von Made-to-measure ist die Wiederholbarkeit des Schnitts. Viele Schneider, bei denen ich habe arbeiten lassen, können einen Anzug, der einem gut gefällt, nicht exakt reproduzieren. Das kann mehrere Ursachen haben, z. B. archivieren manche nicht die Fertigmaße der Teile. Cove & Co. hat dagegen mehrere Anzüge in identischem Schnitt gefertigt, zuletzt den Anzug, den wir heute vorstellen. Der Stoff stammt aus der Kollektion „21 micron“ von Vitale Barberis Canonico. Dabei handelt es sich um eine Ware aus besonders feinem Fasermaterial. Sie ist sehr leicht und hoffentlich so knitterresistent, wie versprochen. Den Stoff hatte ich schon länger bei mir liegen, zwischenzeitlich habe ich ihn in der Kollektion von Hackett gesehen.
Wie der Name der Kollektion „Sartoriale von Cove“ suggeriert, ist sie schneidermäßig verarbeitet. Am fertigen Teil ist das vor allem an den handgenähten Knopflöchern ablesbar, im Revers nach Mailänder Art ausgeführt. Außerdem an der durchgenähten Kante. Auch die Knopflöcher am Hosenschlitz sind von Hand umsäumt. Nikolas Degorsi hat die Verarbeitung im Interview so beschrieben: „Die Nähte sind alle versäubert, die Sakkokante wird mit einem Baumwollband mit der Einlage verbunden. Die Säume werden staffiert, Ärmelfutter und Futtersaum ebenfalls. Der Kragen wird von Hand aufgenäht, alle Knopflöcher sind von Hand genäht, das Reversknopfloch mit Gimpe. Die Kanten nähen wir von Hand durch.“
Neben dem Oberstoff, der naturgemäß von Bestellung zu Bestellung variiert, verwendet Cove & Co. für die sartoriale Linie Einlagen aus Kamelhaar, Ziegenhaar und Rosshaar. An der Innenseite wird die Einlage mit einem Baumwollvlies abgedeckt. Das Taschenfutter ist ein Viskosetuch, für das Ärmel- und Leibfutter wird Bembergseide verwendet.
Bei einem Anzug dieser Qualitätsstufe darf man erwarten, dass Karos und Streifen so gut wie möglich über Nähte und Abnäher sowie vom Vorderteil zu den Ärmeln weiterlaufen. Auf den Fotos ist zu erkennen, dass dies der Fall. Auch das Karo der Weste fügte sich in das Muster der Jacke ein.
Die Verarbeitungsqualität von „Handmade by Cove“ liegt nach meiner Beobachtung auf dem Niveau italienischer Manufakturen wie z. B. Belvest. Die Stärke von „Handmade by Cove“ liegt für mich aber in den Gestaltungsmöglichkeiten, die sich dem Kunden bieten. Cove & Co. wird dabei seinem Anspruch gerecht, ein möglichst individuelles Produkt anzubieten, das hausintern nur noch von dem bei Cove & Co. in Düsseldorf gefertigten „bespoke“ übertroffen werden soll.
Bei Maßkonfektion ist man meistens eingeschränkt durch Vorgaben, die sich aus der industrialisierten Herstellungsweise ergeben. Taschengrößen sind z. B. oftmals gar nicht wählbar oder nur sehr eingeschränkt. Zu einem Schlupfmuster in Größe 50 kann z. B. man aufgesetzte Taschen oftmals nur in der Größe bekommen, die für diese Größe vorgesehen sind. Bei Cove & Co. kann man bei der sartorialen Linie dagegen immerhin aus zwei Größen wählen. Wenn die Jacke z. B. auf Größe 50 basiert, kann man die aufgesetzten Taschen in der Größe für die 50 nehmen oder etwas kleiner in der Taschengröße der Größe 48. So habe ich es jedenfalls bei der Bestellung erlebt. Vor allem kann man bei „Handmade by Cove“ die Position der Taschen verändern, was sonst nicht möglich ist.
Viele italienische Anbieter stechen deutsche Maßkonfektionäre durch die besseren Modelle aus. Allerdings gehen sie oftmals weniger auf individuelle Wünsche ein. Cove & Co. bietet bei „Handmade by Cove“ nach meiner Erfahrung ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten und ist auch in der Lage, die Passform des Maßteils in den hauseigenen Ateliers zu optimieren.