Musella Dembech: Exklusive Maßschneider in Mailand

Im Spätsommer 2023 haben wir eine Woche in Mailand verbracht. Dabei haben wir auch die Maßschneiderei Musella Dembech besucht. Im Vergleich zu anderen Maßateliers in Mailand ist dieser Zwei-Mann-Betrieb im deutschsprachigen Raum immer noch wenig bekannt.

In der englischsprachigen Welt ist Musella Dembech vielen Interessierten ein Begriff, da z. B. Simon Crompton seit über 10 Jahren immer wieder über das Atelier geschrieben und Anzüge rezensiert hat.

Musella Dembech ist ein kleiner Betrieb. Die beiden Hauptpersonen, die bei Bedarf von Zuarbeitern unterstützt werden, sind Francesco Musella und sein Sohn Gianfrancesco. Der Vater, Jahrgang 1941, hat bereits mit 9 Jahren im Süden Italiens, in Caserta, die Schneiderlehre begonnen.

Wie viele andere Schneider aus dem armen Süden Italiens ist Francesco auf der Suche nach besserer Arbeit nach Mailand gegangen, Italiens wichtigster Industrie- und Finanzmetropole. Dort war er Zuschneider bei den angesehenen Ateliers Baratta, Giuseppe Colovito und Donnini & Caraceni.

Francesco Musella erwähnt all das nicht, als wir bei den beiden zu Besuch sind. Er hält sich im Hintergrund und tritt als namenloser Großstückschneider auf. Es ist sein Sohn Gianfrancesco, der die Bedeutung seines Vaters immer wieder herausstellt.

Gianfrancesco wurde vom Vater als Zuschneider ausgebildet. So wie sein Vater bei der Verarbeitung die Leichtigkeit und Weichheit der süditalienischen Verarbeitung mit den Linien der milanesischen Eleganz verbindet, mischt auch Gianfrancesco gern verschiedene Stilrichtungen.

Gianfrancesco trug bei unserem Zusammentreffen einen Zweireiher, wie man ihn von Gianni Agnelli kennt. Er schätzt aber auch andere Silhouetten. Er experimentiert gern, denn er glaubt, dass ein Mann durchaus mehr als eine Art von Anzug tragen kann. Im Büro eines Vorstandsvorsitzenden ist etwas anderes gefragt als bei einem Sommeranzug, den ein Kunsthändler in Florenz trägt.

Die beiden haben uns damals in ihrem Wohnungsatelier empfangen. Inzwischen sind sie umgezogen, was zum Zeitpunkt unseres Besuchs schon geplant war.

Wie so oft, wenn wir Schneider besuchen, wurden wir auch in diesem Atelier verzaubert. Vom Charme des Vater-Sohn-Duos – der alte Herr, der sich für die Fotos schnell umzog, um eine optimale Figur zu machen. Der Sohn, der voller Begeisterung die milanesischen Verarbeitungsdetails an einer halbgefütterten Anzugjacke zeigt.

Vor allem beeindruckte uns aber der Schnitt der Anzüge, den die beiden selbst trugen.

Viele Schneider, vor allem außerhalb Italiens, verstehen nicht, dass sie neuen Kunden durch ihr eigenes Auftreten den ersten und besten Eindruck davon vermitteln, was in dem Atelier geboten wird.

Die Ausrede, dass erfolgreiche Schneider keine Zeit haben, für sich selbst etwas zu fertigen, ist immer wieder zu hören. Sie impliziert seltsamerweise, dass die älteren Teile aus der Garderobe des Schneiders nicht vorzeigbar sind.

Die elegantesten Schneider, denen wir begegnet sind, trugen teilweise sehr alte Anzüge – 10, 20 oder gar 30 Jahre alt. Der Eleganz ihres Auftritts tat das aber keinen Abbruch. Antonio Liverano, Rudolf Niedersüß, Lorenzo – undenkbar, sie in schlecht sitzender Kleidung im Atelier anzutreffen.

Mailänder Eleganz hat viele Facetten. Und nur wenige der vielen dort arbeitenden Ateliers bieten heute das, was man von Agnellis Caraceni-Anzügen her kennt. Musella Dembech beherrscht diesen Look, authentisch wie kaum ein anderer. Aber eben auch noch mehr. Die elegante Linie und sorgfältige Handarbeit ist in jedem Fall garantiert.

Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen will, findet Musella Dembech in der Via Celestino IV, 9, 20123 Mailand MI, Italien. Termine kann man telefonisch vereinbaren unter +39 340 852 0357 oder per E-Mail unter muselladembech@gmail.com. Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Webseite.